Ein Gastbeitrag von Mag. Dr. Karl Schirl (Biologe).
Was ist eigentlich ein Biotop? Was bringt dies für die Natur?
Das Wort Biotop bedeutet eigentlich „Lebensraum“, abgeleitet von den griechischen Wörtern bios – Leben und topos – Ort, Raum. Umgangssprachlich versteht man darunter meist vom Menschen angelegte, kleinräumige, stehende Gewässer.
Früher gab es bei den meisten Bauernhäusern in der Nähe des Hauses einen Teich, der bei Brand als Löschteich verwendet werden konnte. Diese Teiche waren Heimat vieler im Wasser lebender Tiere, vor allem von Amphibien. Diese Teiche wurden fast überall zugeschüttet, waren sie doch nicht mehr notwendig. Damit ging auch der Lebensraum für diese Tiere und Pflanzen verloren. Umso wichtiger ist es, solche Kleingewässer wieder vermehrt zu schaffen.
Am deutlichsten merkt man die Wichtigkeit dieser Gewässer für Amphibien. Grasfrösche und Erdkröten benötigen diese als Laichgewässer. Im zeitigen Frühjahr kommen bereits die Grasfrösche, der Teich kann sogar noch teilweise zugefroren sein, und legen hier ihre Laichballen ab. Die Erdkörten treffen etwas später ein. Diese beiden nutzen das Biotop nur zum Laichen, andere Amphibien wie der Teichmolch oder der Bergmolch verweilen längere Zeit im Wasser, gehen im Sommer an Land, bleiben aber in der Nähe des Gewässers. Gelbauchunken benötigen flache, vegetationsarme, besonnte Tümpel. Am besten legt man diese extra an.
Ringelnattern sind meist auch bald zur Stelle, wenn es im Biotpo viele Kaulquappen gibt. Sie können deren Zahl ziemlich dezimieren.
Libellen, die am Wasser ihre Flugkünste vollführen erfreuen uns. Aber ohne das Biotop gäbe es sie nicht. Libellen legen ihre Eier in das Wasser ab. Dort wachsen die räuberischen Libellenlarven zwei bis drei Jahre heran, bis daraus erneut Libellen schlüpfen. Wasserkäfer wie der Gelbrandkäfer oder der bis zu 4 cm große Kolbenwasserkäfer sind ebenso anzutreffen wie Larven von Köcherfliegen. Wasserläufer jagen auf der Wasseroberfläche nach Insekten, Rückenschwimmer im Wasser. Die Vielfalt der dort lebenden Organismen verhindert auch, dass Stechmücken vermehrt auftreten, was viele beim Anlegen eines Biotops befürchten. Wassergefüllte Einer oder Regentonnen sind Brutstätten für Gelsenlarven, da sie dort keine natürlichen Feinde haben, nicht aber Biotope. Wasserlebende Schnecken wie Spitzschlammschecken, Posthornschnecken oder Tellerschnecken sind im Wasser vorkommende Weichtiere.
Im Frühjahr erschrickt man, wenn das Wasser plötzlich ganz grün wird: einzellige Algen sind für diese Algenblüte verantwortlich. Doch im Gefolge der Algen vermehren sich die Wasserflöhe, kleine Krebstiere, die die Algen fressen und meist ist nach einigen Tagen das Wasser wieder klar.
Biotope sind aber nicht nur für Tiere ein Lebensraum. Sie erfreuen uns auch mit Pflanzen: im Flachwasserbereich Dotterblumen, Schwertlilien, Fieberklee. Rohrkolben, Teichrose und viele andere mehr. Vorsichtig soll man mit dem Anpflanzen von Seggen sein. Sie vermehren sich rasch und verdrängen die anderen Pflanzen.
Nicht zu vergessen ist die Bedeutung solch eines Biotops auch für viele Tiere, die nicht im Wasser leben. Kleinsäuger und Vögel benötigen diese Gewässer als Tränke. Mache Vögel wie die Schwalben holen von diesen Gewässern auch Schlamm zum Bau ihrer Nester.
Mit dem Anlegen von Biotopen schafft man im wahrsten Sinnes des Wortes „Lebensraum“ für viele Lebewesen. Und für uns Menschen Erlebnisräume, wenn man beginnt die Lebewesen im Biotop zu beobachten und zu erforschen.